Vorbemerkung
Oldtimer sollten vor allem ein Hobby sein. Zu viel Ernst und Verbissenheit tun einem Hobby nicht gut. Bitte betrachten Sie meine Anmerkungen zu dem Thema Originalität nicht als ein Dogma. Es ist meine Meinung und nicht mehr. Ich freue mich über jeden, der Spaß an klassischen Automobilen hat, auch wenn er meine Meinung nicht teilt.
Ausgehend von der eigenen Faszination für klassisch Fahrzeuge und der Freude am Sammeln ist Pure Classics entstanden. Damit habe ich mir meinen Lebenstraum erfüllt, Oldtimer zum Mittelpunkt meines Berufslebens zu machen. In den Hobbyjahren davor habe ich festgestellt, dass mich Autos im unrestaurierten Originalzustand am meisten faszinieren, auch wenn die Zeit Ihre Spuren hinterlassen hat.
Damit war der Standard für „Pure Classics“ gesetzt: „Originalität“! Aber was ist Originalität? Wo ist die Grenze von Patina zu „verbraucht“? Fahren originale Autos gut? Erhalten Sie ihren Wert? Auf diese Fragen suche ich auf den folgenden Seiten Antworten, die auf meinen Erfahrungen beruhen.
Definition Originalität
Das perfekte „Original“ ist ein unberührter Klassiker im Jahreswagenzustand, im Originallack, mit vollständiger Historie und möglichst noch aus erster Hand. Solche Autos sind ausgesprochen selten und wer sie besitzt, gibt sie meistens nicht mehr her. Sie spielen auf dem Markt zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle.
Ich definiere „Original“ offener: Original ist ein Klassiker, der nicht von Grund auf restauriert wurde, sich technisch und optisch in präsentablem und nutzbarem Zustand befindet, Zustandsnote 2 bis 4+ (wenn die Technik gut ist), und bei dem ein hoher Anteil der Bauteile dem Auslieferungszustand entspricht.
Hauptaugenmerk gilt der nicht restaurierten, unfall- und rostfreien Karosserie. Sie bildet die Substanz eines Autos und ist auch mit größter Mühe kaum in den ursprünglichen Auslieferungszustand zu versetzen.
Einfacher zu ersetzen ist das Interieure, damit geht jedoch viel Charme verloren.
Originaler Lack ist eine Qualität an sich. Zum einen ist ein solches Fahrzeug selten. Zum anderen kann bei einem solchem Fahrzeug ausgeschlossen werden, dass es einen Unfallschaden erlitten hat oder gravierende Rostschäden aufweist bzw. aufwies.
Ein Versuch der Eingruppierung
Von dem oben zitierten optimalen „Original“ bis hin zu einem nachlackierten Auto mit erheblichen Gebrauchsspuren sind zahllose Varianten originaler Fahrzeuge denkbar. In der folgenden Aufteilung ordne ich sie drei Gruppen zu:
- Originales Original
Bestzustand, weitgehend Originallack, originales Interieure, Historie, geringe Laufleistung, Zustandsnote 2. - Patina Original
Unrestauriertes Fahrzeug mit originalen Bauteilen in gebrauchtem Zustand, weitgehend rostfreie und unberührte Karosserie, überschaubare Laufleistung, Zustandsnote bis 4+. - Überarbeitetes Original
Wesentliche Bauteile, wie Lack oder Interieure wurden erneuert, die Karosserie und eine übergeordnete Anzahl der Bauteile befinden sich noch im Auslieferungszustand, Zustandsnote 2 bis 4+.
Patina und Emotion
Mich faszinieren heute mehr denn je unrestaurierte Autos mit Patina. Die Bauteile befinden sich noch in ursprünglichen Zustand. Was ich sehe, fühle, rieche und erfahre (wörtlich zu nehmen) ist noch echt und unberührt. Das ist für mich ein Wert an sich und lehnt sich an die Gepflogenheiten in artverwandten Bereichen, wie Kunst und Antiquitäten, an. Das originale Bild eines alten Meisters, bei dem man weiß, wer den Pinselstrich ausgeführt hat, wird immer mehr Emotionen auslösen, als ein restauriertes Bild.
Die Grenze, wann Patina in einen verbrauchten Zustand übergeht, ist fließend und muss von jedem selber gezogen werden.
Jedes originale Fahrzeug weißt Alterungsspuren auf und ist nicht mit einem vollständig restaurierten Auto in neuwagenähnlichem Zustand zu vergleichen.
Nutzbarkeit
In der Regel bereiten gepflegte originale Klassiker mit geringer Laufleistung sehr viel Fahrfreude. Dafür gibt es einen guten Grund. Schon damals wurde bei den Herstellern nach standardisierten Prozessen und mit einer Qualitätsscherung gearbeitet. Noch nicht verbrauchte Autos profitieren davon. Man spürt, dass sie noch nicht demontiert wurden.
Diese Qualität ist im Zuge einer Restaurationen nur mit hohem Aufwand erreichbar. Dieser Aufwand wird oft bei Fahrzeugen im unteren Preissegment gescheut – es rechnet sich schlicht nicht. Ausnahmen bestätigen wie üblich die Regel.
Unverbrauchte Originalität erhöht nach meiner Erfahrung den Fahrspaß ganz erheblich.
Sammlerqualität und Wertenwicklung
Wie es bereits im Kunst- und Antiquitätenmarkt seit langem Standard ist, wird Originalität im Oldtimermarkt zunehmend Wert geschätzt. Im Hochpreis Segment ist es nichts Neues, dass ein Mercedes 300 SL Flügeltürer oder ein Porsche 911 2,7 RS in unberührtem Originalzustand deutlich höher gehandelt wird, als ein perfekt restauriertes Auto. Bei historischen Rennwagen ist ein originales Fahrzeug eine Sensation und wird mit einem Vielfachen des Neuaufbaus bewertet.
Der Wert eines Gutes hängt bekanntlich von seiner Verfügbarkeit und der Nachfrage ab. Jeden Tag wird ein originales Fahrzeug von seinem Besitzer in die Restauration gegeben und es gibt ein Original weniger. Das reduziert laufend und unwiederbringlich das Angebot
Auf der anderen Seite geht der Trend klar in Richtung Originalität, die Nachfrage steigt. In der Folge sind überproportional steigende Preise bei originalen Fahrzeugen zu beobachten und für die Zukunft zu erwarten.
Die einschlägigen Informationen über Marktpreise berücksichtigen den Faktor Originalität nur unzureichend. Bewertet wird nach Zustandsnoten. Dabei wird der qualitative Unterschied, ob ein Zustand durch Restauration erreicht wurde und damit kopierbar ist, oder noch der originale ist, nicht beachtet.
Ein sehr gut erhaltener Klassiker im originalen Lack (Kategorie 1) muss preislich deutlich über einem hochwertig restaurierten Fahrzeug liegen. Es ist viel seltener verfügbar und nicht wieder herstellbar.
Ein originaler Oldtimer in gutem bis brauchbaren Zustand (Kategorie 2 oder 3) ist ebenfalls eine seltene Erscheinung. Auch wenn die Zustandsnote „nur“ eine 3 ist, ist das bei einem Alter von 40 bis 50 Jahren sehr außergewöhnlich. Preislich sind originale Klassiker im Zustand 3 durchaus im Bereich gut restaurierter Fahrzeuge anzusetzen. Bessere Autos deutlich darüber.
Erhaltung und Pflege
Da ein originaler Klassiker bereits Gebrauchsspuren aufweißt, ist die Nutzung entspannter. Ein Steinschlag mehr oder weniger verändert nicht das Erscheinungsbild des Fahrzeuges. Dem gegenüber verliert ein vollständig restauriertes Fahrzeug schnell seinen Neuwagencharakter, wenn es genutzt wird.
Das Thema „Pflege“ ist sicherlich sehr individuell zu beurteilen. Ich persönlich vertrete die Meinung, dass originale Klassiker nicht zu clean wirken dürfen. Bei „Pure Classics“ werden Klassiker gründlich mit konservativen Materialien gereinigt. Tiefgreifende Arbeiten werden durchgeführt, wenn dies technisch erforderlich ist, die Substanz bedroht ist oder der Mangel das Gesamtbild erheblich stört.
Eine andere Herangehensweise, z. B. eine professionelle umfassende Aufbereitung, wie man sie vom Gebrauchtwagenmarkt kennt, würde auf den ersten Blick einen Klassiker perfekter erscheinen lassen. Ölnebel im Motorraum, Fettrückstände an den Türscharnieren oder Steinschlag an der Front gehören jedoch zu einem originalen Fahrzeug und entwerten es nach meiner Philosophie nicht.
Matching Numbers und Anderes
In Sammlerkreisen wird mit erheblichem Aufschlag bewertet, wenn der Klassiker noch über seinen originalen Antrieb verfügt. Ich halte dies persönlich für eine Fehlentwicklung. Wenn ein Wagen drei Jahre nach Auslieferung einen Motorschaden erlitten hat und ein originaler Werksaustauschmotor verbaut wurde, sehe ich keinen Grund, diesen Wagen deutlich geringer zu bewerten. Der Austauschmotor gehört zur individuellen Historie des Fahrzeuges.
Anders verhält es sich mit Umbauten, dann entfernt man sich vom Original.
Tuning und nicht den Gesamtcharakter veränderndes Zubehör aus der Periode gehören zur individuellen Historie des Klassikers.